Quo vadis, Dragonflight?
Dragonflight ist das Addon, dass die Zuversicht und das Vertrauen in Blizzard wiederherstellen muss. Die Spieler müssen überzeugt werden, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat und dass man sich das Feedback der Community zu Herzen nimmt. Nach noch nicht einmal 50 Tagen Dragonflight, lässt sich die Frage, ob Blizzard das erreicht hat, definitiv noch nicht beantworten. Ich möchte aber trotzdem die Gelegenheit nutzen, meine Erfahrung mit Dragonflight in diesem Beitrag zu teilen.
DISCLAIMER – Alles, was ich hier jetzt schreibe, ist Ausdruck meiner persönlichen Meinung und wie ich Dragonflight erlebe.
Meine ersten Stunden in Dragonflight habe ich wartend auf ein Schiff in Sturmwind verbracht … ein Schiff das nie kam … zumindest nicht an diesem Abend. In der Retrospektive war dies vielleicht schon eine Warnung vor den diversen Bugs und Performanzproblemen, die einem in DF begegnen.
Auf den Inseln angekommen dauert, ist nicht lange bis man vom Können von Blizzard erschlagen wird. Die Entwickler in Irvine sind Meister des Worldbuildings und der Systeme. Die Klassen habe sich mit ihren neuen Talentbäumen noch nie in der Geschichte von World of Warcraft so gut angefühlt. Die acht Instanzen von DF sind in der Summe der beste Dungeonpool, den ich jemals in einer Erweiterung erlebt habe. Die Welt mit ihren Events erscheint wesentlich belebter als in Shadowlands oder BFA. Die Überarbeitung des Handwerks, auch wenn die Implementierung ins Spiel alles andere als gelungen ist, ist ein grosser Schritt nach vorne. Alle diese Neuerungen war teilweise schon fast überwältigend.
Die Honeymoonzeit geht aber inzwischen dem Ende zu und der Alltag lässt sich erahnen. Noch zeigen sich keine Risse, noch sind keine dunklen Wolken am Horizont zu sehen, noch wirkt die Welt frisch und neu, aber ich finde mich inzwischen ständig in einer Situation, wo ich dieselben Inhalte wieder und wieder spiele. Inhalte, die von hoher Qualität sind, aber auch solche kann man nur so oft spielen, bis eine gewisse Monotonie einsetzt. Und schließlich stellt sich die alte Frage nach dem Sinn, wenn alles bisher erreichte mit 10.1 möglicherweise entwertet wird … wie schon so viele Male zuvor passiert ist.
Mit Dragonflight hat WoW für den Moment wieder die Spitze des MMO-Thrones erklungen, aber eine lange Liste von Herausforderungen bleibt unadressiert. Das mangelnde Gefühl von Progression wäre da ein Beispiel. Nach 6 Wochen DF drückt sich mein Charakterfortschritt nur noch in Zahlen aus. Ich habe nicht wirklich das Gefühl stärker zu werden, ich schalten keine neuen Inhalte oder Spielweisen mehr frei. Im Handwerkssystem kann man zwar durchaus Progression erleben, aber das ist noch eine ganz andere Geschichte. Ich finde auch, dass die Designentscheidung, alle alten Inhalte mit jedem Addon nahezu irrelevant zu machen, kein guter Weg ist. Jede Erweiterung von WoW fühlt sich weniger als eine Erweiterung von Azeroth an und mehr wie ein separates Spiel.
Nicht zuletzt muss WoW damit leben, dass die Konkurrenz wesentlich stärker geworden ist. In vielen Features läuft World of Warcraft anderen MMOs inzwischen hinterher. Housing wäre ein Beispiel. Auch spielt der Gamer von heute oft nicht mehr nur ein MMO. Gilden und Freunde organisieren sich über Discord und sind nicht mehr auf die gleiche Weise an einem Ort verwurzelt.
9.1 war der schlechteste Inhaltspatch, den WoW je gesehen hat. 10.1 muss einer der besten werden, um sich auf dem MMO-Thron behaupten zu können. Ich bin sehr gespannt, wo die Reise hingeht.
Das ist mein momentaner Eindruck von Dragonflight. Kommentiert gerne auf Discord, was ihr von dem aktuellen Addon haltet.